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Jacopone da Todi

Die du die Liebe
getötet, o Liebe,
o lass mich vergehen vor Liebe.

Du kamst zu geleiten
den Liebegeweihten
zu gar so schmerzlichem Sterben;
aus welchen Gründen
soll ich nicht finden
gleiches Geschick und Verderben?
O lass mich herben
Schmerz immer erwerben,
dass ich sterb’ in den Armen der Liebe.

Wenn das du verübtest
an dem, den du liebtest,
so tu an mir doch des Gleichen.
Liebst du mich, setze
um mich deine Netze,
dass ich fürder dir nicht kann entweichen.
O lass dich erweichen
und unter den Streichen
mich sterben, getötet von Liebe.

Am Kreuze gefangen,
hat Liebe gehangen,
und es ließ sie nicht scheiden;
ich eil’ und dränge,
dass dran ich mich hänge,
denn ich darf’s nicht vermeiden;
fern ihm, in Leiden
müsst’ ich verscheiden,
nicht ständ’ ich im Buche der Liebe.

O Kreuz, an dich heft’ ich
und fest’ ich mich kräftig,
dass sterbend ich koste das Leben;
o Tod, du beglückter,
mit Leben geschmückter,
ach! dass du mir nicht gegeben!
Herz, woll’ ohn’ Erbeben
den Wunden nachstreben,
dass ich sterb’ in den Schmerzen der Liebe.

Ich dräng’ und haste
zum Kreuz, bis ich fasste
das Buch, das mit Blute begossen;
wer es gelesen,
dem ist das Wesen
des Wissens, der Weisheit erschlossen;
Buch, wonnenumflossen,
es keimten und sprossen
rings in dir die Blüten der Liebe.

O Liebesgluten,
gewalt’ge Meerfluten,
wer kann eure Tiefen erspähen?
Wer in euch ertrunken,
ist völlig versunken
und kann seine Stätte nicht sehen;
Torheit begehen
heißt hohes Verstehen,
wenn töricht uns machte die Liebe.

Jacopone da Todi