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Jacopone da Todi

O heil’ges Licht,
das in die Seele bricht,
du löschest dessen Licht,
dem du dein Licht willst geben.

O Licht, so rein,
nicht wirst du verleihn
getrübtem Schein,
zu nahen deinem Leben.

O Licht, nie erkundet,
dein Lichtglanz verwundet;
zum Ort, wo man gesundet,
willst du empor uns heben.

O Licht, das durchzückt,
umformt und entrückt,
dass scharf man erblickt,
was nimmer kundzugeben.

O Licht, hochbeneidet,
wen reich du hast geweidet,
der ist gar bald entkleidet,
um himmelwärts zu schweben.

O Licht, benedeit,
zu Gotte Geleit!
Licht leuchtet alle Zeit,
dem du Geleit willst geben.

O Licht, viel erbeten,
wo du in’s Haus getreten,
wird Lichtglanz sich röten
und alles umschweben.

O Licht, süß zu wählen,
du läuterst die Seelen,
nie kann es ihnen fehlen,
an sel’gem Liebesleben.

O Licht, sonder Gestade,
voll jeder Huld und Gnade;
hoch führst du die Pfade
zum ewig sel’gen Leben.

O Licht, voll und helle,
du unversiegte Quelle,
wer trinkt von deiner Welle,
wird Lichtes Schätze heben.

O Licht, süßer Lohn,
du einst dem Gottessohn
die Seele, die entflohn
durch dich unreinem Leben.

O wahrhaftes Licht,
dem Friede nie gebricht,
wer dich besitzt, kann nicht
fortan der Sünde leben.

O Licht, das Flammen sprüht,
durchzuckst du ein Gemüt,
so muss es lieberglüht
hoch ob den Himmeln schweben.

O Licht, du wirkst in Eile,
gleichwie erglühte Pfeile,
dass Brand das Herz zerteile
und Flammen es durchbeben.

O Licht, hehr, unerreichlich,
Gut gibst du unvergleichlich;
Verderben, unausweichlich,
trifft, fern dir, jedes Leben.

O Licht, hoch und unendlich,
dess Wirken unverständlich;
stets warst du unabwendlich
in allem deinem Streben.

O Licht sonder Gestade,
wer kennet deine Pfade?
Nur der gelangt zur Gnade,
dem du dich hast gegeben.

O Licht, dein Strahlenglanz
erlöscht der Sterne Kranz,
du machst die Seele ganz
in Huld und Gnade schweben.

O Licht, klar und schön,
du lehrst die Seele gehn
den Weg zu hehren Höhn,
der wenigen gegeben.

O Licht, das vergnügt
und dem sich freundlich fügt,
dem es am Herzen liegt,
stets himmelan zu streben.

O Licht, fest und gediegen,
kein Band kann dich besiegen;
es muss zerrissen liegen,
wenn du dich willst erheben.

O Licht voll Glut,
du nimmst die Seel’ in Hut
vor Sünd’ und Frevelmut,
die stets bedräu’n ihr Leben.

O Licht, hochbeglückt,
so jedem Maß entrückt,
dass Seelen entzückt
durch deinen Abgrund schweben.

O Licht, ungetrübt,
dem Herzen, das dich liebt,
enthüllst du das geübt,
was Schleier sonst umgeben.

O Licht voll Güte,
gibst Ruh’ dem Gemüte,
das Leid und Reu’ durchglühte,
weil sündenvoll sein Leben.

O Licht, sanftes Trösten,
den schmerzenvoll Entblößten;
durch dich gelingt’s Erlösten,
dem Hafen zuzuschweben.

O Licht voll Frieden,
durch dich allein hienieden
ist Müden es beschieden,
der wahren Ruh’ zu leben.

O Licht, lieb und lind,
dein Gnadengut gewinnt,
wer darauf denkt und sinnt,
dir ganz sich zu ergeben.

O Licht, o Glut,
wer treu dich liebt und gut,
dem gibst du keuschen Mut,
in ihm der Ruh’ zu leben.

Jacopone da Todi